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Berührende Lesung mit Katrin Sommer in der Pfalzbibliothek

03. Jul. 2022, Die Rheinpfalz
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„Haben Sie sich schon mal gefragt, wie schwer eigentlich Badeschaum ist? Nein? Die Landauer Autorin Katrin Sommer schon. Und aus dieser Frage entstand ein Sammelband mit Gedichten, Erzählungen und gedanklichen Reisen aus vielen verschiedenen Lebensperspektiven. „Das Gewicht von Badeschaum“ heißt er und eröffnete bei Sommers Lesung am Samstag in der Pfalzbibliothek ganz eigene und völlig fremde Welten.

Sommer ist Mitglied der Landauer Autorengruppe „Wortschatz“. Und wie ein Schatz voller Worte wirkt auch ihr Erzählband, der tief in die menschlichen Gefühls- und Gedankenwelten entführt. Manche scheinen exotisch, andere wiederum nur allzu vertraut, viele sehr verspielt, einige durchaus ernst. Aber alle sind auf ihre Weise besonders, oft aus dem Leben von besonderen Menschen gegriffen und durch ihre Augen poetisch erzählt. Denn die „Badeschaum-Expertin“ ist auch Psychologin und Psychotherapeutin. Und die Geschichten, die sie in ihrem Buch niederschrieb, wurden „inspiriert von den Leben, die ich berühren darf“, sagt sie.

Schon die erste Geschichte lockte auf eine kleine Reise zurück in die Schulzeit und zu den Momenten, die uns für immer geprägt haben. „Eine Rechnung begleichen“ heißt der Text und erzählt von Klara und ihrem tyrannischen Mathe-Lehrer Krockhaupt. „Klara hatte Angst vor diesem Mann.“ Besonders an jenen Tagen, an denen sie es wiedermal nicht geschafft hatte, ihre Hausaufgaben zu erledigen und von Krockhaupt unbarmherzig an die Tafel zitiert wurde. Die Angst ließ ihre „Gehirnwindungen“ verkrampfen, auch bei den leichtesten Gleichungsaufgaben. Angst vor den grausamen Erniedrigungen des Lehrers im Anschluss. „Müssen Frauen überhaupt rechnen können? Höchstens wenn sie shoppen. Sonst könnt ihr das getrost den Männern überlassen.“ Klara stand vor der Klasse, „unfähig sich zu bewegen. Jetzt nur nicht auch noch weinen, dachte sie und spürte bereits, wie ihr die Tränen heiß die Wangen herunterliefen“. Doch eine „kalte stechende Wut“ beflügelte Klara endlich zu einer Entgegnung: „Sie sind ein schlechter Lehrer und können nicht erklären. Deshalb verstehe ich nichts – das hat mit Mädchensein nichts zu tun“, erwiderte sie „würdevoll“. „Den Rest des Schuljahres wurde Klara von Krockhaupt nicht wieder angegriffen.“ Sie hat „nicht Mathematik studiert. Aber sie wurde Kinderärztin. Hin und wieder kamen Kinder mit unerklärlichen Schmerzen in ihre Sprechstunde. Klara fragte dann unter anderem nach den Lehrern in der Schule. Denn Krockhaupts gib es immer noch, selbst nach so vielen Jahren.

Mein Freund der Baum

Doch Katrin Sommer kann auch ganz ohne die Krockhaupts des Lebens lyrisch werden. Zum Beispiel in ihrem Text „Der Baum“, der nicht nur für die Natur steht, sondern auch für das Älterwerden – „vielleicht ist der ein oder andere von Ihnen ja auch betroffen“, bemerkte sie mit hochgezogenen Mundwinkeln. Und so eröffnet sie die Welt aus dem Blickwinkel des Baums, der zum Ich-Erzähler wird. Und seine Beobachtungen winden sich in Sommers wunderschönen Formulierungen und ihrer warmen einfühlsamen Stimme. „Möchtest du meiner Melodie lauschen? Zufrieden rascheln die Blätter im festlichen D-Dur, mein Holz knarrt in tiefem b-Moll. In sanften Rhythmen schlagen die Äste aneinander. Der Wind spielt seinen eigentümlichen Klang darin. Jeder hört mein Lied anders.“ „Schön“, flüsterte es immer wieder aus dem Publikum.

Und genau so schön ist auch die Geschichte, die dem poetischen Sammelband seinen Titel gegeben hat: „Das Gewicht von Badeschaum“ erzählt von dem taubblinden Nick, der die Welt anders wahrnimmt als die meisten. Farben ordnet er „einem Gefühl oder einem Geschmack“ zu. „Rot zum Beispiel ist Streicheln und wenn ich eine Gänsehaut bekomme.“ Die Hände an einem heißen Sommertag in eiskaltes Wasser zu tauchen, ist Dunkelblau. „Manchmal empfinde ich Weiß, wenn der See zufriert und ich mit Mia auf dem Eis entlangrutsche, meist an ihrem Arm.“ Und so empfindet er auch ein warmes Schaumbad als Gelb, und das „Gewicht des Schaumes auf der offenen Hand ist Hellblau.“ Es geht um die kleinen unscheinbaren Dinge, die wir „sogenannten Normalen“ nicht mehr bemerken und die für jemanden, der weder Sehen noch Hören kann, nur allzu gegenwärtig sind.

Entwürfe des Lebens

Genau mit diesen unterschiedlichen Entwürfen des Wortes „Leben“ schuf Katrin Sommer eine Sammlung aus 15 Kurzgeschichten und 17 eingestreuten Gedichten, die berühren, überraschen, beflügeln und in Worte fassen, was sich normalerweise nicht fassen lässt.

Helmut Engelhardt und Martin Haberer streuten an diesem Morgen mit Saxophon und Gitarre einige passend lyrische Songs zum Gelesenen ein. Und Engelhardt ließ es sich am Ende nicht nehmen, die Autorin für die anregenden Gedanken zu den Songs zu loben. Zurecht. Denn ihre Worte tanzen förmlich, gehen tief in die Seelen und Psychen der Menschen, ohne jemals den Witz und die Leichtigkeit dabei zu verlieren und schaffen aus dem Alltäglichsten etwas Besonderes. So besonders, wie ihre Lesung an diesem Samstag.“

Katharina Kovalkov, Die Rheinpfalz

Sprachlich kaum zu übertreffen

18. Jan. 2021

„Seit den Büchern von Marguerite Duras hat mich kein Buch mehr sprachlich so berührt wie Dieses. Bei jeder der doch so unterschiedlichen, alles andere als oberflächlichen und oft überraschend endenden, Erzählungen hat die Autorin es geschafft, dass ich mich den Personen ganz nah gefühlt und jede beschriebene Empfindung mein Herz berührt hat. Gedanken und selbst kleine Berührungen so wunderbar in Worte fassen zu können ist eine Gabe, die Kathrin Sommer von anderen Autoren abhebt. Absolut empfehlenswert!“

Thalia Kunde

„Ich habe das Buch mit Freude gelesen. Der Spannungsaufbau ist gut gelungen durch Cliffhanger und dem dann folgenden Ende. Gefallen haben mir die verschiedenen Perspektiven und die Wechsel dazu. Ich habe mich schnell einfühlen können in die Gefühls- und Problemwelten, konnte verschiedene Positionen einnehmen. Sehr gelungen!“

Erika Gutt, Dichterin

Wunderschöne Texte, wunderschöne Sprache. Ein schönes Geschenk.

17. Jan. 2021

„Das Gewicht von Badeschaum. Wunderschön, poetisch und mit Liebe zum Detail geschrieben wurde ich mit Haut und Haar in die Schauplätze und Gefühle hineinversetzt. -Der Frischling- gefällt mir besonders gut; und auch -Ein winziges Geräusch- . Die Geschichte hat mich gefesselt und ich war ganz vertieft in das Leben von Janina und Nicolas. Durch eine Erzählung habe ich mich an etwas erinnert; dass ich fast nichts schöner finde, als von der Stille fallenden Schnees geweckt zu werden. Außerdem werde ich die Idee aufgreifen, sich abends die schönsten Erlebnisse vom Tag zu erzählen. Katrin Sommers Texte sind inhaltlich sehr abwechslungsreich, doch alle haben eins gemeinsam; die wunderschöne Sprache. Dieses Buch hat viel zu geben. Danke dafür.“

Amazon Kunde

„Ich gratuliere zu dem schön gestalteten Erzählband. Heute habe ich den ganzen Tag darin gelesen, wobei mich einige Texte tief berührt haben. Es sind die unterschiedlichen Themen, denen neue sprachliche Fühlung gegeben wird und die tiefe Eindrücke in seelische Zustände hinterlassen. In den Erzählungen spürt man mit den Protagonisten Farben und Klänge. Katrin Sommer schildert Lebensstationen und -situationen, die man kennt oder die sich erschließen, ohne sie je erlebt zu haben. Mit einer sehr einfühlsamen Sprache. Es ist ganz klar, dass die Autorin mit dieser Sensibilität auch ihren Beruf ausgewählt hat.“

Sonja Viola Senghaus, Literarischer Verein der Pfalz e.V.

Ein Bad in Menschlichkeit

19. Dez. 2020

„Gelesen und dann vielfach verschenkt … das Gewicht von Badeschaum, ich habe es nicht nachgewogen, aber ich kann mir die Farbe des Gewichtes so wunderbar vorstellen. Das verdankt der Leser dieser wunderbar bildhaften Sprache der Autorin. In diesem Buch stößt man des öfteren auf Worte, die man bisher nicht kannte, von denen man aber genau weiß, was sie bedeuten und man sich fragt: warum gibt es diese nicht schon lange in unserem Wortschatz? Sie drücken in einem Wort Emotionen aus, die man sonst in Sätzen umständlich beschreiben müsste, oder für die man gar keine Worte sonst finden könnte. Man kann sich erfreuen an der Schreibweise selbst und aber auch an diesen vielen unterschiedlichen Charakteren in den Kurzgeschichten. Man merkt, dass Katrin Sommer sich hineinversetzen kann in besondere Lebenssituationen und dass sie schon vielen besonderen Menschen in die Seele geblickt hat. Einfach nur Danke für dieses Büchlein.“

Vera Mathaess

„Vielen herzlichen Dank für Das Gewicht von Badeschaum. Ich wandere in den Gedanken der Geschichten. Sie gefallen mir sehr gut. Manchmal hat man ein wenig das Gefühl, alte Bekannte zu treffen. Ich mag den Frischling besonders gern, Der Baum und auch die Titelgeschichte, Das Gewicht von Badeschaum. Wunderschöne, naturpoetische und mit Liebe zum Detail geschrieben wird man  mit Haut und Haar in die Schauplätze und Gefühle hineinversetzt.

Bezaubernd schön die Gedichte. Ich möchte sie noch oft lesen.

Als ich am Sonntagabend nach einem langen Waldspaziergang endlich Zeit hatte zu lesen, fand mich als erstes die Geschichte: Ein winziges Geräusch. Sie hat mich gefesselt und ich war ganz vertieft in das Leben von Janina und Nicolas.

Und ich habe mich durch das Buch an etwas erinnert. Das ich fast nichts schöner finde, als von der Stille fallenden Schnees geweckt zu werden. Dann werde ich die Idee aufgreifen, sich abends die schönsten Erlebnisse vom Tag zu erzählen. Und auch weitergeben.

Dieses Werk hat vieles zu geben. Ein Geschenk.“

Doris Möhlig 

Literarischer Verein widmet Autorin Katrin Sommer ein eigenes Buch mit Kurzgeschichten

02. Nov. 2020, Die Rheinpfalz

„(…) Sommer schafft mit ihrer poetischen Sprache eine sinnliche, in einigen Momenten auch erotische Atmosphäre. Besonders gelingt ihr das in der Titelgeschichte und in „Frischling“. (…) Dann wieder gibt es Geschichten mit einfachen, klaren, kurzen Sätzen. Mit ihnen beschreibt Sommer zum Beispiel die kalte Atmosphäre einer Schulstunde – erzeugt durch den Mathematiklehrer, der Freude daran hat, mit den Schwächen und Ängsten seiner Schülerinnen zu spielen, bis eine ihm den Spiegel vorhält. (…) Sommers Erzählungen laden zum gemütlichen Lesen ein. Vielleicht auch, weil sie sich selbst eher als ambitionierte Leserin denn als Schriftstellerin sehe, erzählt sie.“

Bernhard Scholten, Die Rheinpfalz